Die Workshops finden am Samstagnachmittag statt. Bei einigen Workshops ist es nützlich, sich vorab schon einzustimmen und vorzubereiten, z.B. einen Text zu lesen oder zu verfassen, Material zu sammeln usw. Sofern das notwendig ist, findet ihr die Infos in der Workshopbeschreibung.
Das detaillierte Programm und den genauen Ablauf der Herbstakademie findet ihr hier.
Ein Experiment: Politik als Aufstellung im Raum
mit Ulrike Zerhau und Annegret Gabelin
Allgemein bekannt sind Familienaufstellungen. In der Persönlichkeits- und Familientherapie werden sie als sog. Systemaufstellungen seit langem praktiziert. Mit ihrer Hilfe sollen psychische Probleme einzelner Menschen auf dem Hintergrund der Beziehungen ihrer Ursprungsfamilie sowie ihrer Rolle darin aufgedeckt und Lösungsansätze erkannt werden.
Überraschenderweise funktioniert diese Methode auch bei der Analyse politischer Auseinandersetzungen und bei der Erarbeitung von Handlungsmöglichkeiten. In diesem Fall wird ein politisches Thema im Raum angeordnet. Die Teilnehmerinnen stellen sich als Akteure, politische Ziele und Normen auf, erleben das Thema sinnlich und nähern sich politischen Konflikten auf besondere Weise. Mit dieser Methode können Hintergründe ausgeleuchtet, verschiedene alternative Strategien diskutiert und neue Lösungsansätze erprobt werden.
Wir wollen in dieser AG gemeinsam ein aktuelles Thema der Herbstakademie aufgreifen, die wichtigsten Rollen festlegen und die Methode ausprobieren.
Zum Reinschnuppern könnt ihr die Seite https://politik-im-raum.org/politik-im-raum/ aufrufen.
Feministische Außenpolitik?
mit Sabine Skubsch
Wir wollen dem, was als „Feministische Außenpolitik“ Teil der Regierungspolitiken verschiedener westlicher Länder ist, die Forderungen von Feminist*innen aus anderen Teilen der Welt gegenüberstellen.
Insbesondere wollen wir gemeinsam die Rede von Tsitsi Dangarembga lesen, die sie bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels gehalten hat. Sie kritisiert, dass die „gewaltsame Weltordnung, in der wir heute leben, von gewissen hierarchischen Denkweisen“ geprägt wurden, die auf die Aufklärung zurückgehen. Die Erkenntnisse der Aufklärung „haben uns nicht gerettet“, sagt sie, und fordert eine „neue Aufklärung“, die das „Ich denke, also bin ich“ durch eine Lebensphilosophie des „Ich bin, weil du bist“ ersetzt.
Weitere Literatur:
Gayatri Spivak: „Can the Subaltern Speak?”(Deutsche Ausgabe: Verlag Turia +Kant, Wien 2008),
Rafia Zakaria: Against White Feminism (Deutsche Ausgabe: hanserblau, München 2022)
Umweltzentriertes Erleben – kritisch feministisch zum Handeln kommen!
mit Regina Jürgens
Die globale Klimakrise lässt sich nicht ignorieren. Wir wissen, spüren, fühlen allgemein, dass nur ein grundlegender Wandel unsere weitere Existenz ermöglicht. Fakten leugnen, nicht wahrhaben wollen, relativieren, das war gestern. Aber wie reagieren, angesichts der versagenden Politik?
In diesem Workshop knüpfen wir an persönlich erlebte Ereignisse, Momente, Erinnerungen zur lebendigen Umwelt an; wir treten in Beziehung zur Mitwelt und sehen sie nicht als Hintergrund, sondern als gleichgewichtig; gemeinsam schauen wir, was dieses Besondere, Verletzliche und Bedrohte uns mitteilen würde, wenn wir es hören könnten; wir tauschen uns aus und beantworten gemeinsam Fragen: wie können wir kritisch feministisch Antworten finden, auf die Herausforderungen reagieren und neue Handlungsschritte denken, die uns nicht nur als Einzelne entsprechen und andere mitnehmen.
Mit der Methode „Close-Talking“ (Donata Schöller, 2019) erarbeiten wir eine „frist-person-sience“, in sog. ‚listening-partnerships‘ hören wir uns zu und erarbeiten Schritte zum Handeln; wir verständigen uns zu zweit, bevor wir in der Gruppe in Resonanz gehen, unsere Gedanken zusammentragen und uns austauschen; dabei wird die feministisch-marxistische Perspektive unser roter Faden sein. Diese Perspektive kritisch zu reflektieren, ist unser Anliegen, das keinen Aufschub mehr duldet.
Konzeption: www.teresadawson.ch
„Die Unsichtbaren“ oder: Feministische Geschichte wie sie uns gefällt.
mit Paulina Rinne

Theodor W. Adorno, August Bebel, Walter Benjamin, Berthold Brecht, Friedrich Engels, Sigmund Freud, Erich Fromm, Maxim Gorki, Antonio Gramsci, Martin Heidegger, Max Horkheimer, Immanuel Kant, Karl Kautsky, Karl Liebknecht, Karl Marx, Friedrich Nietzsche, Richard David Precht, Jean-Paul Sartre, Max Weber, Slavoj Žižek.
Vor diesen Männern können wir uns – selbst wenn wir es wollten – nicht retten.
Über ihre theoretische Arbeit hinaus werfen die wichtigen Pauls, Karls, Martins und Friedrichs drängende Fragen auf: Sind diese Männer für uns wichtig und unverzichtbar? Gab es sonst niemanden, der*die etwas zu sagen hat(te)? Hat ihre Schläue etwas mit ihrem Geschlecht zu tun? Waren Frauen und Andersgeschlechtliche früher zu „schwachsinnig[1]“ zum Denken? Sind sie es gar heute immer noch?
Die kurze Antwort auf all diese Fragen ist gleichermaßen einfach: Nein.
Wenn Du Dich für die weitergehenden Antworten interessierst, gerne mehr über diese unbekannten und ungedankten, jedoch genau so wichtigen, wenn nicht sogar wichtigeren Teile kritischer Geschichte erfahren möchtest, bist Du in dem Workshop: „‚Die Unsichtbaren‘ oder: Feministische Geschichte wie sie uns gefällt“ genau richtig.
Wir lesen Texte von Menschen, auf die wir sonst ohne Weiteres nicht stoßen würden und zweifeln: Wer oder was definiert wie und aus welchen Gründen was gelesen und zitiert wird? Was macht diese widerständige Lektüre mit uns und wie fühlt es sich an, eine eigene, alternative Geschichte zu schreiben?
*Für die Teilnahme braucht es kein Vorwissen, aber Zerstörungswut, Leselust und Mut zur Kreativität.
[1] Möbius, Paul Julius (1900): Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes, Marhold, Halle.
Auch sich opfern ist eine Tat.
Mit Pamela Strutz
Als Frigga Haugs Aufsatz „Frauen – Täter oder Opfer?“ Anfang der 1980er Jahre erschien, sorgte er für Furore und heftige Abwehr. Er basierte auf in kollektiver Erinnerunsarbeit gewonnenen Einsichten und Fragen:
Lässt sich Frauenunterdrückung womöglich nur dann verstehen, wenn man davon ausgeht, dass Frauen ihr Schritt für Schritt zustimmen? Und inwiefern macht solche Erkenntnis Befreiung erst denkbar und möglich?
Dazu braucht es radikale Kritik – an den Verhältnissen wie auch an unserem eigenem Werden, Wollen und Fühlen. Eine Herausforderung, die nur gemeinsam zu bewältigen ist.
Im Workshop setzen wir uns mit dem Text und Fragen wie diesen auseinander.